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Madame Tussaud |
Steckbrief: Madame Tussaud lebte von 1761 bis 1850. Stichworte zum Lebenslauf von Madame Tussaud: Wachsfigurenkabinett, Französische Revolution, Wachsköpfe. Kurze Zusammenfassung der Biographie: Die Anführer der Französischen Revolution hatte Madame Tussaud in Wachs gegossen. Mit dieser Sammlung eröffnete sie in London das Wachfigurenkabinett. | |
1761 |
Madame Tussaud wird am 7. Dezember 1761 unter dem Marie Grosholtz in Straßburg geboren. Ihr Vater Joseph Grosholtz stirbt kurz vor ihrer Geburt im Siebenjährigen Krieg.Ihre Mutter Anne-Marie Walder arbeitet als Hausmädchen in Bern beim Arzt und Wachsgießer Dr. Philippe Curtius. Curtius fertigt aus Wachs menschliche Organe als medizinisches Lehrmaterial, aber auch Portraits von Prominenten. |
1765 | Dr. Curtius erhält über Verbindungen zu einem Cousin Ludwigs XV. eine Einladung nach Paris. Er beginnt, Wachsfiguren für den Königshof und den Adel anzufertigen. Dort arbeitet an der Verbesserung seiner Kunst und beginnt mit der Anlage einer Sammlung. Das Wachsfigurenkabinett hat hier seinen Anfang.1767 ließ er Marie und ihre Mutter nachkommen. |
1767 | Dr. Curtius holt Marie und ihre Mutter nach Paris. |
1777 | Marie modelliert die Philosophen Voltaire, später auch Jean-Jacques Rousseau und den Staatsmann und Erfinder Benjamin Franklin. |
1780 | Marie zieht nach Versailles, wo sie in unmittelarer Nähe des Königshofes lebt. Sie wird die Kunstlehrerin der Schwester von Ludwig XVI. Am Hof modelliert sie Wachsfiguren von Angehörigen der königlichen Familie und des Adels. |
1789 | Im Jahr des Ausbruchs der Französischen
Revolution kehrt Marie kehrt von Versailles nach Paris
zurück. Ihre Kunden aus Adelskreisen werden von den
Revolutionären angeklagt. Einige ihrer Wachsköpfe
werden zum Spott auf Stangen aufgespießt und durch die
Straßen getragen. Später fertigt sich
Wachsköpfe für das Revolutionsmuseum an, zumeist
handelt es sich um die Opfer der Guillotine. Berühmt werden
die Wachsköpfe von König Ludwig XVI., seiner Frau
Marie Antoinette,
und den Revolutionsführern Georges
Danton und
Maximilien de Robespierre. |
1790 | Robespierre wird zum Präsident der Jakobiner und zum stellvertretenden Sekretär der Nationalversammlung gewählt. Unter ihm entwickeln die Jakobiner einen Fanatismus, der auch viele Opfer innerhalb der Revolutionäre fordert. |
1791 | König Ludwig XVI. ist formal noch im Amt. Die
Nationalversammlung hatte zunächst nicht die Abschaffung der
Monarchie geplant, sondern die Umwandlung in eine konstitutionelle
Monarchie. Er war mit seinem Hofstaat nach Paris gezogen, und
lebte im Tuileren-Schloss. Im Juni versuchte er heimlich, Frankreich zu
verlassen. An der belgischen Grenze wird Ludwig XVI. aufgegriffen und
zurückgebracht. |
1792 |
Ausbruch der
Koalitionskriege. Als Koalitionskriege werden
die von 1792 bis 1815 dauernden Kriege zwischen Frankreich und
den europäischen
Großmächten bezeichnet. Am 20. April 1792
stehen sich im Gebiet des heutigen Belgien stehen sich zwei
revolutionäre Armeen Frankreichs und eine
österreichische Armee gegenüber. Die
europäischen Monarchen fürchten die
Ausbreitung republikanischer Ideen auf ihr
Herrschaftsgebiet. Im September 1792 marschieren Truppen der Preußen und der Österreicher auf dem Weg nach Paris. Marie-Antionette, die Gattin von König Ludwig XVI. plante mit Hilfe ihres Bruders Kaiser Josef II. von Österreich eine Intervention Frankreichs. Die Pariser Bürger wenden sich nun gegen alle, die sie als Verbündete des Königs betrachten. Propagandistisch vorbereitet von Marats Zeitung „Ami du Peuple“ kommt es zum Septembermassaker gegen die Vertreter von Kirche und Adel. Die Kunst von Dr. Curtius und Marie findet wenig Auftraggeber. |
1794 | Dr. Curtius stirbt. Marie erbt seine Wachsfigurensammlung. |
1795 | Marie heiratet den Ingenieur François Tussaud. |
1800 | Trennung von ihrem Ehemann François Tussaud, die Scheidung erfolgt 1809. |
1802 | Marie Tussaud reist 1802 auf Einladung eines Zauberkünstlers mit ihrem vierjährigen Sohn Joseph nach London. Sie bleibt in England, später hält sie sich auch in anderen Gebieten Großbritanniens und Irland auf. |
1806-1814 | Um seinen Gegner England wirtschaftlich in die Knie zu zwingen, verhängt Napoleon die "Kontinentalsperre". Der Schiffsverkehr zwischen England und Europa ist bis blockiert. Madame Tussaud bleibt in England. |
1822 | Ihr zweiter Sohn François Tussaud folgt der Mutter nach England und erlernt die Technik der Wachsmodellierung. |
1835 | 1835 eröffnet Madame Tussaud in der Londoner Baker Street ihr Wachsfigurenkabinett. Der Standort ist ideal gewählt, denn die Straße wird später durch den Dichter Arthur Conan Doyle berühmt. Sein Meisterdetektiv Sherlock Holmes lebte in der Baker Street 221b. Madame Tussaud ordnet die Wachsfiguren als Theaterszenen an. Ihre Nachstellung der Hinrichtungen während der Französischen Revolution begeistern das englische Publikum. |
1843 | Im Alter von 81 modelliert Madame Tussaud sich selbst. Die Leitung des Wachsfigurenkabinetts übergibt sie an ihre Söhne. |
1850 | Madame Tussaud stirbt am 16. April 1850 in London. Sie
wird auf dem Friedhof der St Marys Roman Catholic Church
im Stadtteil
Chelsea begraben. Joseph Randall, ein Enkel von Madame Tussaud, verlegt
das Wachsfigurenkabinett 1884 an seinen heutigen Platz in der
Marylebone Road. |
Literatur: Sabine Weiß: Die Wachsmalerin: Das Leben der Madame Tussaud. List, Berlin 2008; Claudia Lanfranconi, Antonia Meiners: Kluge Geschäftsfrauen. Elisabeth Sandmann Verlag, München 2010. |