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Graf von Galen

Steckbrief: Clemens August Graf von Galen lebte von 1878 bis 1946. Stichworte zum Lebenslauf von Galen: "Löwe von Münster", "Mit brennender Sorge" und Euthanasie. Kurze Zusammenfassung der Biographie: Galen war ein Gegner des Nationalsozialismus. Sein Rückhalt in der Bevölkerung schützte ihn vor der Verhaftung.
1878 Am 16. März 1878 wird Clemens August Graf von Galen wird in der Ortschaft Dinklage im Münsterland geboren. Er ist der Sohn des Zentrumsabgeordneten Ferdinand Graf von Galen und seiner Frau Elisabeth. Die Zentrumspartei ist christlich geprägt.
1898 Theologiestudium in Innsbruck.
1903 Eintritt in das Priesterseminar Münster. Nach seiner Priesterweihe 1904 wird Galen Domvikar in Münster.
1906 Galen lebt in Berlin. In der Kirche St. Matthias am Winterfeldtplatz in Schöneberg ist er als Kaplan tätig. Galen ist konservativ und national gesinnt. Der modernen Gesellschaft und dem Großstadtleben steht er ablehnend gegenüber. Politisch steht er dem rechten Flügel der Zentrumspartei nahe.
1914-1919 Erster Weltkrieg.
1919 Galen arbeitet als Priester in St. Matthias. Schöneberg wird 1920 zu Berlin eingemeindet wird.
1925 Bei der Reichspräsidentenwahl unterstützt Galen nicht den Zentrumskandidaten Wilhelm Marx, sondern Paul von Hindenburg. Der rechtskonservative Hindenburg wird Nachfolger des Sozialdemokraten Friedrich Ebert.
1929 Rückkehr nach Münster. Galen erhält die Pfarrei St. Lamberti.
1933 Hindenburg ernennt Adolf Hitler am 30.1.1933 zum Reichkanzler. Reichstagsbrand vom 27.2.1933. Durch die "Reichtagsbrandverordnung" werden die Mandate der Kommunisten aufgehoben und erste improvisierte Konzentrationslager eingerichtet. Der in der Krolloper tagende Reichtag stimmt am 23.3.1933 gegen die Stimmen der SPD für das Gesetz zur Behebung der Not von Volk und Reich, das sogenannte "Ermächtigungsgesetz". 
Am 20. Juli 1933 schließt der Vatikan mit dem Deutschen Reich  das "Reichskonkordat", das von Pacelli (Papst Pius XII. ab 1939) und von Papen unterzeichnet wird. Papst Pius XI. ernennt Galen zum Bischof von Münster. Am 28. Oktober 1933 wird er geweiht. Die kirchenfeindliche Politik der Nationalsozialisten wird von Galen ebenso kritisiert wie die Aushöhlung des Konkordats, nicht jedoch die Verfolgung der Juden. 
1934 Galen verbreitet die "Studien zum Mythus des 20. Jahrhunderts", eine Gegenschrift zum "Mythus des 20. Jahrhunderts" des NS-Ideologen Alfred Rosenberg.
1935 Auf dem NSDAP-Gauparteitag in Münster werden Drohungen gegen Galen ausgesprochen.
1939 Ausbruch des Zweiten Weltkriegs.
1937 Galen verbreitet die Enzyklika "Mit brennender Sorge". In diesem Schreiben an die deutschen Bischöfe verurteilt Papst Pius XI. die Rassenlehre und die Kirchenpolitik der Nationalsozialisten.  Im selben Jahr verschärfen die Nationalsozialisten den Kampf gegen unbequeme Priester. Martin Niemöller wird wegen "Kanzelmissbrauchs" verurteilt und ins Konzentrationslager Sachsenhausen gebracht.
1939 Ausbruch des Zweiten Weltkriegs.
1941 In drei Predigten beklagt Galen die Beschlagnahmung von kirchlichen Immobilien und die Auflösung von kirchlichen Einrichtungen durch die Gestapo. Außerdem wendet er sich gegen die Euthanasie, die "Vernichtung unwerten Lebens". Seine Predigten werden von Freunden mitgeschrieben und weitergegeben, aber auch von der Gestapo protokolliert. Die Alliierten verbreiten Auszüge auf Flugblättern. "Löwe von Münster" wird Galen wegen seiner mutigen Haltung genannt.
1942-1945 Galen wendet sich gegen die NS- Rassenpolitik und die Einführung von neuheidnischen Feiern anstelle der christlichen Rituale. Trotz seiner Kritik wird er nicht von der Gestapo (Geheime Staatspolizei) verhaftet. Die Nationalsozialisten fürchten Widerstände bei den Katholiken von Münster.
1943 Am 18. Februar verteilen die Geschwister Scholl Flugblätter an der Münchner Universität. Sie handeln im Namen der Widerstandgruppe "Weiße Rose". Vom Hausmeister werden sie verraten. Die Gestapo verhaftet Sophie Scholl, Hans Scholl und Christoph Probst. Sie werden am 22. Februar Gefängnis München-Stadelheim enthauptet. Die Weiße Rose gehörte zum studentischen, christlichen Widerstand gegen das NS-Regime, stand aber nicht in Kontakt zu Galen.
1945 Nach Kriegsende wendet sich Galen gegen die These der deutschen Kollektivschuld. Er ruft zur humanen Behandlung der deutschen Kriegsgefangenen auf.
1946 Papst Pius XII. ernennt Galen zum Kardinal. Am 22. März stirbt Clemens August Graf von Galen in Münster. Seine genaue Einordnung als Widerstandkämpfer ist umstritten. Er handelte als prominente Einzelperson, ohne sich aber wie Georg Elser zum aktiven Widerstand zu entschließen. Galen hatte keine Kontakte zum militärischen Widerstand um Stauffenberg oder zur Weißen Rose.


  Literatur: 
Steffahn, Harald: Die Weiße Rose. Reinbek 1992.

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